Tomb Raider – Review
Reboots und Remakes sind zur Zeit voll im Kommen. Square Enix und Crystal Dynamics erzählen mit Tomb Raider den kompletten Anfang der Geschichte von Lara Croft neu. Auf ihrer „ersten“ Expedition sucht Lara nach dem untergegangenen Königreich, der Sonnenkönigin Himiko, Yamatai. Unterwegs zum Drachendreieck gerät das Schiff allerdings in einen Sturm und beginnt zu sinken. Angespült an einem Strand wird Lara wieder wach und hört einige der bekannten Besatzungsmitglieder. Auf dem Weg zu ihnen, wird sie jedoch niedergeschlagen. Lara erwacht Kopfüber in einer dunklen und furchterregenden Höhle. In den ersten Minuten sieht man sofort, dass wir uns auf jede Menge Action einstellen können. Nachdem wir uns halbwegs gut befreien konnten, beginnt die Höhle einzustürzen, mit erhöhtem Adrenalin beginnen wir einen Wettlauf mit dem Tod.
Nachdem wir es lebendig aus der Höhle geschafft haben finden wir eine kleine Feuerstelle. Hier denkt Lara kurz über alles nach und wirkt etwas verzweifelt, friert und hat schmerzen. Man fühlt quasi mit ihr. Doch wie soll sie es nur alleine von dieser Insel schaffen? Dank der guten deutschen Synchronisation von Lara, welche von Nora Tschirner synchronisiert wurde, kommen solche kleinen Zwischensequenzen sowie der Charakter selber sehr gut rüber. Die Feuerstellen dienen dazu, unsere Ausrüstung auszubauen und unsere Talentpunkte zu verteilen. Leider nimmt einem das Spiel in den im Anschluss vorzufindenden Action-Szenen sämtliche Glaubwürdigkeit der „Ängstlichen und unerfahrenen“ Lara. So ist Lara noch geschockt von ihrem ersten Opfer, allerdings beginnt sie direkt danach wie Rambos Schwester über die Insel zu spazieren. Hier wäre ein stetig werdender Wandel des Charakters schön gewesen. Zumindest die ersten Spielstunden hätte man ein wenig langsamer aufbauen können, indem man weniger Action eingebaut hätte oder Lara in Schleich-Passagen um die Gegner manövriert hätte.
Im neuen Tomb Raider stehen uns drei Talentbäume sowie anpassbare Waffen zur Verfügung. So können wir z.B. ein Talent erlernen, dass Lara dem Gegner, nachdem sie ihm erfolgreich ausgewichen ist, Dreck in die Augen schmeißt. Diese Fähigkeit hätte man eher mit einer verbesserten Schusswaffen-Fähigkeit austauschen sollen. Denn warum muss sie es erst lernen mit Dreck zu schmeißen, aber kann sofort mit gefunden Waffen perfekt umgehen? Allerdings gibt es auch Talente, die etwas nützlicher sind. So können wir z.B. schwer zu findende Tiere und Nahrungsquellen leichter entdecken oder Munition von gefallenen Gegnern aufsammeln. Tiere bringen uns EP und Rohstoffe, mit denen wir unsere Waffen verbessern können. Durch die Talentbäume merkt man, dass Lara im Laufe des Spiels klüger wird und ihre Fähigkeiten weiter ausbaut und so zu einer richtigen Abenteuerin mutiert.
Die größte Spannung in der gesamten Story, liefern die Insel-Bewohner, die uns bereits am Anfang des Spiel gefangen genommen haben. Wer oder was sind die Insel-Bewohner denn nun? Und warum brauchen sie die Frauen? Haben wir dieses Rätsel erst mal gelöst, tröpfelt die Geschichte so vor sich hin. Die Neben-Charaktere sind teilweise auch schnell durchschaut und man kann keine Beziehung zu ihnen aufbauen. Immerhin werden wir durch deren verschwinden und wieder auftauchen, durch die vielen verschiedenen Gebiete geführt. Damit uns auf unserem Weg nichts entgeht, werden wichtige Punkte und Hinweise durch weiße Farbe markiert Der Instinkt-Modus, den wir mit der Q-Taste aktivieren können, zeigt uns ebenfalls den Weg, den wir gehen müssen. Man muss nicht wirklich viel selbst entdecken und erkunden. Das Spiel nimmt einen doch sehr an die Hand.
Am Strand, den Klippen, dem Dschungel, in den eisigen Bergen oder in einer der vielen düsteren Gräbern, weiß das Spiel sich abgesehen von den eher „schrecklichen“ Blattwerk äußert hübsch und atmosphärisch zu präsentieren. Gerade die Licht- und Schatteneffekte in den Waldabschnitten gefallen sehr. Neben den häufig sehr Schlauchigen und gescripteten Passagen erwarten uns auch einige weitläufigere Gebiete in denen unser Entdeckungseifer gefragt ist. Wir klettern, springen und suchen unseren Weg. Leider rücken die Tomb Raider typischen Elemente in den Hintergrund. Zwar gibt es genug in den verschiedenen Arealen zu entdecken, dennoch überwiegt die Action mit Schießereien. Abseits der Wege dürfen wir Geocaches, Tagebücher, Schatzkarten, Reliquien und Gräber suchen. In einigen versteckten Kisten findet man bestimmte Bauteile, um eine Waffe zu verbessern. An Action mangelt es Tomb Raider sicherlich nicht. Egal wo Lara sich hinbegebt, irgendwo explodiert etwas oder irgendwas bricht unter ihren Füßen weg. Die Kamera hält dabei immer voll drauf, was wirklich gut aussieht. Man könnte glatt denken, dass das Spiel aus Michael Bays Feder stammt.
Die Anzahl der Gegnertypen hätte auch etwas vielseitiger Ausfallen können. Bis auf einem Gegnertyp, der zudem selten erscheint, können alle einfach nieder geschossen werden. An einigen Stellen werden wir sogar von Stationären MG’s unter beschuss genommen. Hierbei wechselt die Feuerkraft anscheinend willkürlich. Bei der ersten Begegnung zerschießt dieses noch die Hauswände, können wir im späteren Spiel hinter dünnen Welleblech oder Hölzern in Deckung gehen. Hinzu kommt die öfters dümmliche KI, welche direkt neben einem Explosionsfass in Deckung geht. Auch die Anzahl der wilden Raubtiere ist viel zu gering. So treffen wir nur in den Anfangsgebieten auf anscheinend wilde Wölfe. Hirsche und Hasen gibt es dafür unendlich, diese spawnen sogar fröhlich nach, ohne dass man das Gebiet verlassen muss. Hinzu kommt noch die leider standardisierte Autoheal-Funktion. An einigen Stellen ist Lara wieder bei voller Gesundheit bevor die Gegner das zweite mal ihre Deckung verlassen um uns erneut zu attackieren. Das vereinfacht selbst den höchsten Schwierigkeitsgrad. Eine Idee wäre gewesen, dass man Tiere jagen muss, um seine Gesundheit zu füllen. Stattdessen bringen sie nur Rohstoffe für die Waffen-Upgrades.
Die Portierung vom Tomb Raider ist erfolgreich gelungen. Besser gesagt, sie ist fast perfekt. So darf jede Taste selbst konfiguriert werden und die Steuerung ist sehr angenehm und flüssig. Lediglich die Quick-Time-Events sind nervig, da man nie genau sieht, ob man die F- oder E-Taste drücken muss. Da beißt die gute Lara schon mal aus Versehen ins Gras. Das Studio Nixxes wurde wieder beauftragt, um die PC-Version eines Square Enix Spiels aufzupolieren; und die Jungs haben sich wirklich einen dicken Kuchen verdient. Die PC-Version wurde optisch um einiges aufpoliert (DirectX 11, hochauflösende Texturen, Tesselation etc.) und sieht sagenhaft schön aus. Nur, wie bereits erwähnt, das Blattwerk lässt zu wünschen übrig. Das neue TessFX, welches Laras Haare natürlicher aussehen sowie bewegen lässt, sieht bis auf einige Kleinigkeiten sehr schön aus, zumindest auf unserer AMD-Karte.
Tomb Raider ist ein actionreiches Reboot, was sich sehen lassen kann. Trotzdem hätte dem Titel ein wenig mehr „Abenteuer“, wie Rätsel oder riesige Gräber im Indiana Jones-Stil, gut getan, um die älteren Tomb Raider-Fans ebenfalls zufrieden zu stellen. Dennoch bietet einem das Spiel die gesamte Spielzeit über eine gute Unterhaltung. Für die Hauptstory brauchten wir 8 – 10 Stunden. Möchte man das Spiel komplett zu 100% schaffen, so kann man nach Beendigung der Hauptstory die Insel weiter erkunden. Hier werden nochmals einige Stunden an Spielzeit fällig.
Fazit: Noch nie war Lara so lebendig, gefühlvoll und voller Adrenalin. Tomb Raider ist ein actionreicher Augenschmaus, der allerdings mit einer schwachen Story auskommen muss.
Titel: Tomb Raider
Genre: Third-Person-Action-Adventure
Plattform: PC / Xbox 360 / PlayStation 3
Entwickler: Crystal Dynamics / http://www.crystald.com/
Publisher: Square Enix / http://www.square-enix.com/
Empfehlung: USK 18
Release: 05. März 2012