Review / Preview

Cognition: An Erika Reed Thriller

1. Einleitung

Cognition- An Erika Reed Thriller ist ein klassisches Point-and-Click Spiel, das in vier Episoden veröffentlicht wurde. Die Episoden tragen die Titel „The Hangman“, „The Wise Monkey“, „The Oracle“ und „The Cain Killer“. Die Episoden sind Teile einer großen Geschichte, die erst zusammen ein komplettes Bild ergeben. Natürlich sind sie aber auch Einzeln spielbar. Bei diesem Point-and-Click lohnt es sich wieder Zettel und Stift für Notizen bereitzulegen. Insgesamt kann man je nach Spielstil um die 15 Stunden mit dem Spiel verbringen, wobei die erste Episode die längste ist und die folgenden Episoden immer etwas kürzer werden.

1.1 Geschichte

Als Spieler schlüpft man in die Rolle von Erika Reed, einer jungen, ziemlich erfolgreichen Agentin des FBI. Wie der Titel schon vermuten lässt, hat Erika Reed einige besondere kognitive Fähigkeiten, die im Laufe des Spiels erlernt, beherrscht und weiterentwickelt werden müssen. Zu Beginn der ersten Episode spielen wir ein Tutorial, das uns alle Fähigkeiten genauer beleuchtet, aber auch zugleich den Prolog für die Story darstellt. Der sogenannte „Cain Killer“ hat Erikas Bruder Scott gekidnappt und hält ihn gefangen. Wir können nur ahnen was er ihm antut, während der Spieler in Erikas Rolle einen Weg in den Verborgenen unterschlupf sucht. Leider schaffen wir es weder den „Cain Killer“ zu schnappen noch unseren Bruder zu retten. Erika und ihr Vater leiden stark unter diesem Ereignis. Der Verlust ihres Bruders und die Tatsache, dass der Mörder nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, nehmen einerseits starken Einfluss auf Erika und ihre Persönlichkeit und andererseits bildet dies die Grundlage für die Geschichte des Spiels. In den Episoden lösen wir als Erika verworrene Fälle und decken Verschwörungen auf. Die Geschichte ist spannend und bis zur letzten Minute ist nicht ganz klar was genau, wessen Plan war.

2. Grafik

In Sachen Grafik verbindet das Spiel Concept-Art mit 3D-Charakterdarstellungen. Der grobe Duktus der Konzept-Zeichnungen fällt besonders im Hintergrund auf. Daran muss man sich anfangs gewöhnen, da gerade im ersten Kapitel die Hintergründe sehr grob und verwaschen wirken, was dazu führt, dass die detailreicheren 3D Charaktere hervorstechen und fehl am Platz wirken. In späteren Kapiteln ändert sich dies, denn die meisten Zeichnungen werden feiner und anfangs starre Umgebungen bekommen auch eine dementsprechende Animation, wie beispielsweise Wasserflächen. Trotz der groben Zeichnungen, sind die einzelnen Settings immer atmosphärisch. Der Spielverlauf wird durch einige Videosequenzen im Comicstil aufgelockert.

2.1 Charaktere

Die Charaktere sind weitgehend gut gestaltet, mit ihren klischeehaften Trenchcoats und typischen Hosenanzügen, den leicht genervten Blicken und der liebe für Donuts sind Erica und ihre Kollegen echte FBI Agenten. Leider ist Erika Reed an manchen Stellen zu stark animiert. Dies zeigt sich an stark ausgeprägten Schmolllippen beim reden, komisch auftretenden Gesichtsschatten oder einem extrem bösen Blick, der nichts mit dem Gesprächsthema zu tun hat. Des Weiteren ist das Repertoire ihrer Gestik recht gering gehalten. Eine ihrer Lieblingsbewegungen ist das wutentbrannte Heben ihrer Faust, was häufig an den unpassendsten Stellen geschieht. Ihre Handlungsmotivation basiert auf den Verlusten, die sie erlebt hat. Diese entwickelt sich jedoch im Verlauf weiter, was dazu führt, dass ihr Handeln in manchen Fällen nicht mehr nachvollzogen werden kann.

3. Gameplay und Steuerung

Das Spiel wird komplett mit der Maus gesteuert. Durch Klicken innerhalb der  Schauplätze bewegt sich Erika zu den gewünschten Orten. Möchte man nun an einen neuen Ort reisen, verwendet man eine Stadtkarte, auf der mögliche Reiseorte durch ein Bild dargestellt werden.

Das Inventar befindet sich am rechten Rand, dort gibt es die Möglichkeit die Gegenstände anzusehen, zu kombinieren oder mit unseren Fähigkeiten zu bearbeiten. Während des Spiels hält sich das Inventar in Grenzen, nur in kurzen Szenarien ist das Inventar wirklich voll. Dafür kann dann aber auch alles darin sein: ein Handy, Blumen, Spielbretter oder hüfthohe Pylonen. Das Smartphone von Erika übernimmt verschiedene Funktionen im Spiel.

Die Internet-Recherche wird benötigt um manche Rätsel zu lösen und hin und wieder bekommt man eine SMS von den Kollegen, die uns mit neuen Informationen versorgen. Ein besonderer Menüpunkt ist die Hilfefunktion. Dort hat man als Spieler die Möglichkeit, dass Erika ihren Vater um Hilfe bittet. Diese Funktion ist sehr gut designt, da die Antworten wirklich nur Denkanstöße sind und keine Lösungen für die Rätsel.

Wenn es an episoden-abschließende Rätsel geht, wird nicht selten das Trial-and-Error-Prinzip angewendet. Dies kann unter anderem sehr störend sein, da dieses Spiel auch die Möglichkeit gibt mal den Game Over -Bildschirm zu Gesicht zu bekommen und es z.T. eine feste Reihenfolge für die Lösung gibt, die dann unter Zeitdruck abgearbeitet werden muss.

In einigen Teilen der Episoden gibt es Resümee-Aufgaben, bei denen unser Partner wissen möchte wie der Fortschritt des Falls ist. Dies ist sehr nützlich um sich nochmal alle Fakten vor Augen zu führen. Da dieses Spiel episodisch veröffentlicht wurde, gibt es in jeder Episode neue Fähigkeiten oder Spielmechaniken.

4. Sprache und Musik

Das Spiel verfügt über eine englische Sprachausgabe und ist deutsch untertitelt. Eine deutsche Sprachausgabe wäre wünschenswert, allerdings ist ihr Fehlen nicht tragisch, da die Übersetzung gelungen ist. Cognition ist musikalisch größtenteils angenehm und passend ungelegt, jedoch ist die Musik in manchen Situationen eher störend bis nervig. Als Beispiel soll hier das Tutorial genannt werden, in dem man sich mit den Fähigkeiten und Steuerungsbesonderheiten vertraut machen soll. Da der Spieler direkt in eine für den Charakter aktionsgeladene Situation geworfen wird, ist die Musik dementsprechend spannend und geladen. Dazu kommt, dass eine vermeidliche Frauenstimme, die zudem noch durch Computermodifikation verzehrt wurde, ein (wie wir vermuten) „DaDaDa“ haucht und das in Endlosschleife. In dieser Situation ist die Musik einfach störend und trägt nichts zur Atmosphäre bei. Man sollte sich davon aber nicht abschrecken lassen, in anderen Situationen ist dies nicht der Fall.

Die Rätsel im Spiel – man kann es nicht anders sagen – sind einfach gut. Sie sind vom Schwierigkeitsgrad her angemessen und binden die Sonderfähigkeiten des Hauptcharakters situativ passend ein. Es lohnt sich immer mal wieder während des Spiels Notizen zu machen und drauf zurückzugreifen. Selten haben wir ein Spiel dieses Genres gespielt in dem die Rätsel so passend eingebettet wurden. Es wird mit verschiedenen Rätselarten gearbeitet. Zum Teil basieren diese auf Erikas speziellen Fähigkeiten oder auf der Fähigkeit des Spielers, die verschiedenen Informationen der Fälle anzuwenden.

5. Fazit

Cognition ist ein solides Point-and-Click Spiel mit einigen kleineren Macken. Grafik und Musik vermitteln eine stimmige Atmosphäre, ohne dabei zu brillieren. Die Motivation der Charaktere ist weitgehend plausibel und die Geschichte spannend und kohärent. Allerdings scheinen manche Handlungen der Protagonisten unbegründet und befremdlich und auch die Story leistet sich im dritten Kapitel ein temporales Paradoxon, das weder im Verlauf des Spiels weiter geklärt wird, noch von uns hier gelöst werden wird. Die Aufteilung in Kapitel mit separaten Fällen unter einem gemeinsamen geschichtlichen Überbau ist gut gelöst, wobei das letzte Kapitel gedrungen wirkt und trotz gehaltener Spannung zu schnell auflösen will. Die Rätsel sind durchweg hervorragend eingebettet, die Fähigkeiten ausgefallen und vielseitig, allerdings auch etwas zu vielseitig. Nicht alle Fähigkeiten machen Sinn und einige werden derart selten benutzt, dass man sich zu Recht fragen muss, ob es den Aufwand wert war, sich überhaupt damit auseinander zu setzen. Da mit jedem Kapitel neue Fähigkeiten dazu kommen, sollte das Spielerlebnis eigentlich immer wieder aufgefrischt werden, führt aber mitunter dazu, dass man schlicht aus dem Spielfluss gerissen wird (zumindest, wenn es am Stück gespielt wird).

Titel: Cognition: An Erika Reed Thriller

Genre: Point-and-Click Adventure

Entwickler: Phoenix Online Studios

Publisher: Phoenix Online Publishing, Crimson Cow (Retail DE,AT,CH)

Empfehlung: USK 16

Plattform: PC

Release: 19. September 2013 (Digital), 28. August 2014 (Retail)

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner