Review / Preview

Deathtrap

NeocoreGames, das Entwicklerstudio der „The Incredible Adventures of Van Helsing“-Trilogie, hat vor kurzem die Vollversion von Deathtrap veröffentlicht. Das Spiel befand sich seit Oktober 2014 im Early Access auf der Distributionsplattform Steam. Wir konnten die Entwicklung des Spiels während dieser Phase beobachten und haben die Vollversion jetzt genau unter die Lupe genommen. Bei Deathtrap handelt es sich um ein Tower-Defense Titel mit Action-RPG-Elementen. Besitzer eines der oben genannten Van Helsing-Teile wird dieses Spiel bekannt vorkommen, denn dort gab es schon kleine Tower-Defense-Minispiele. Doch bei Deathtrap handelt es sich um deutlich mehr als nur ein exportiertes Minispiel.

Karten und Einzelspieler

Am Anfang zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu anderen Titeln dieses Genres. So sind die Wege der einfallenden Horden sowie das Platzieren der Türme fest vorgegeben. Man kann also nicht deren Weg versperren oder umleiten und überall Türme errichten. Dies ist eventuell ein Knackpunkt, den manche Spieler nicht gut finden. NeocoreGames hat es aber geschafft das Spiel so zu gestalten, dass dennoch Anspruch und Abwechslung vorhanden ist.

Doch fangen wir erstmal bei der Kampagne an, die man auch in Kooperation mit anderen Spielern angehen kann. Zur Kampagne gehören 13 Karten. Hinzu kommen nochmals fünf Karten, wenn man die Kampagnen-Karten erfolgreich abgeschlossen hat. Die Karten lassen sich anfangs auf drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielen. Für Neulinge in dem Genre gibt es „Casual“, der Schwierigkeitsgrad „Normal“ ist selbsterklärend und „Hard“ ist für erfahrene Gamer gedacht.

Der Spielablauf ist wie bei jedem anderen Spiel aus diesem Genre. Die Monster erscheinen in Wellen und versuchen die Karte zu durchqueren um zu einem „Ausgang“ zu gelangen. Je nachdem, wie erfolgreich man den Ausgang beschützt oder welchen Schwierigkeitsgrad man derzeit meistert, erhält man bis zu drei Sterne als Auszeichnung. Erreicht man bei allen 13 Karten drei Sterne (kein Monster entkommt und man stirbt nicht) schaltet man die nächste Stufe der Karte frei.

Auf der nächsten Stufe ändert sich die Karte in Bezug auf Monster, Laufwege und Positionen, wo die Fallen errichtet werden können. Dadurch hat man zwar nur 13 unterschiedliche Karten an sich, doch es kommt mehr auf die Herausforderung auf den Karten an, als ob dort Bäume stehen oder man sich in einer Höhle befindet. Jede der 13 Karten hat vier verschiedene Versionen. Damit entsteht eine Kampagne mit 52 unterschiedliche Herausforderungen. Leider bekommt man nicht nach dem erstmaligen Durchspielen der Karten sofortigen Zugriff auf alle Versionen, sondern muss wieder die Karte nacheinander meistern. Dadurch ist es ratsam, sich erstmal auf die Kampagne zu beschränken. Wenn man zwischenzeitlich einen anderen Modus spielt und den Charakter dadurch zu weit hochlevelt, können die Karten zu einfach werden. Als ich die 13 Karten auf Stufe 1 gemeistert hatte, war ich bereits auf Level 20. Anschließend habe ich andere Modi, wie den Endlos-Modus gespielt. Als mein Charakter auf Level 50 war, wollte ich mit Stufe 2 der Kampagne anfangen und merkte, dass ich viel zu Hoch im Level einfach zu stark für die einzelnen Wellen war.

Wie eben angesprochen, gibt es bei den 13 Kampagnen-Karten auch einen Endlos-Modus. Je weiter man dort fortschreitet, desto mehr Lebenspunkte besitzen die Monster. Änderungen in der Variation der Monster gibt es unter den Wellen bedauerlicherweise nicht. Damit muss man nur schauen, dass man mit den längeren Lebensbalken zurechtkommt, wodurch es unter den Wellen zwischenzeitlich langweilig werden kann. Des Weiteren besitzen die 13 Kampagnen-Karten sowie die fünf zusätzlichen Karten einen sogenannten Szenario-Modus. Der Schwierigkeitsgrad kann in diesem Modus manuell angepasst werden, um mehr Gold, Erfahrung oder Gegenstände zu erhalten. Die Monster können schneller Laufen, haben mehr Lebenspunkte, es gibt weniger Essenzen (Währung zum Errichten der Fallen) und mehr. Die Einstellmöglichkeiten erlauben ein ziemlich genaues Justieren des Schwierigkeitsgrades.

Hier möchte ich schon mal erwähnen, dass sich die Gegebenheiten der Karten im Koop-Modus nochmals ändern. Doch dazu mehr im Abschnitt „Multiplayer“.

Türme

Deathtrap bietet eine Auswahl von 25 Türmen, die man nach und nach freischalten kann. Diese sind unterteilt in fünf Kategorien. Jede Kategorie besitzt auf den Karten eine eigene Plattform zum Errichten der Türme. Die Jungs und Mädels von NeocoreGames haben eine gute Vielfalt an Türmen erstellt, die in Sachen Balancing einen guten Eindruck hinterlassen. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Die Karten verleiten sogar dazu, unterschiedliche Fallen zu benutzen, denn durch manche Eigenschaften lassen sich Fallen auch kombinieren. Durch eine Falle sind die Monster vorübergehend anfälliger für physischen Schaden, wodurch eine andere Falle, die man in der Nähe platzieren kann, deutlich mehr Schaden anrichtet. Hinzu spielt die eigene Klasse auch eine Rolle, welche Fallen man nutzen möchte. Es haben aber alle drei spielbaren Klassen Zugriff auf die gleichen Fallen.

Um den Bereich Fallen interessanter zu gestalten, gibt es im Menü der Kampagne einen eigenen Skillbaum für die Fallen. Dort kann man bei jeder Falle passive sowie aktive Eigenschaften skillen. Die aktiven Eigenschaften lassen sich dann während des laufenden Matches mit Essenzen aktivieren und verbessern. Jede Falle hat zwei passive Eigenschaften. Es gibt drei aktive Fähigkeiten, die man unabhängig voneinander verbessern kann. Die Skillpunkte für die Fallen bekommt man durch das erstmalige und erfolgreiche Abschließen einer Map. So hat man nach und nach eine größere Auswahl an fortgeschrittenen Fallen. Die im Menü verteilten Punkte lassen sich gegen Gold auch neu verteilen. Insgesamt ist dies ein sehr gelungenes und umfangreiches Fallen-System inklusive Ressourcen-Management.

Charakter

Ein wichtiger Bestandteil des Spiels ist das Action-RPG-Element. Mit dem ausgewählten Charakter läuft man nicht nur aus der isometrischen Perspektive über die Map und errichtet Fallen, sondern mischt beim Kampf ordentlich mit. Sich nur auf die Fallen zu verlassen reicht zum Sieg nicht aus. Zwischen den Wellen gibt es eine kleinere Pause, damit man sich sammeln und einen Überblick verschaffen kann.

Es stehen drei Klassen zur Auswahl: eine Magierin, ein Schütze und ein Söldner. Die Magierin und der Schütze sind Fernkämpfer. Der Söldner hingegen konzentriert sich auf den Nahkampf. Jede Klasse muss separat gelevelt werden und hat seine klassenspezifischen Fähigkeiten. Es gibt aber auch Fähigkeiten, die bei allen drei Charakteren im Skillbaum zu finden sind. Hinzu neigt jede Klasse zu einer gewissen Sorte an Schaden. So bevorzugt der Schütze lieber Gift, wobei man die Freiheit bekommt, dies zu ignorieren. Vergleicht man die drei Klassen, so gibt es, wie bei den Fallen, bei jedem Vor- und Nachteile. Besonders ist dies bei den Karten aufgefallen. Bei einer Karte wurde es mit der Magierin sehr knapp und mit dem Söldner war es dann deutlich einfacher. Bei einer anderen Map war es genau andersrum. Dadurch ergibt sich auch eine unterschiedliche Vorliebe für gewisse Fallen. Obwohl sich die beiden Fernkämpfer im Kampfverhalten ähneln, erhält man eine unterschiedliche Spielerfahrung.

Des Weiteren gibt es beim erfolgreichen Beenden der Map eine Kiste mit Gegenständen. Damit ist das Element der Charakteraufwertung vorhanden. Bei den Gegenständen findet man die üblichen Sachen wie Gold, Waffen und Ausrüstung. Mit steigendem Level werden die Gegenstände zwar besser, aber definieren nicht die komplette Stärke des Charakters. Deathtrap hat einen gesunden Mix aus Skillpunkte, Fallen und Ausrüstung, um den eigenen Charakter zu stärken. Dadurch wird das „Verlangen“ nach Ausrüstung zu grinden klein gehalten.

Das gesammelte Gold kann nicht nur zur Neuverteilung der Skillpunkte genutzt werden, sondern auch um Ausrüstung und Heiltränke zu kaufen. Die Gegenstände in diesem Shop sind immer dem eigenen Level entsprechend und können nützlich sein. Der Inhalt des Shops ändert sich immer nach einer gespielten Runde. Hinzu kann man seine nicht benötigte Ausrüstung auch zerstören, um daraus Edelsteine zu gewinnen. Mit gefunden oder gekauften Schmiederezepten lassen sich dann neue Gegenstände erstellen. Wer beim Verhauen der Monster kein Glück hat, kann die Belohnungen nutzen, um Ausrüstung zu kaufen oder herzustellen. Zwar ist der Shop, die Belohnung und das Herstellen abhängig vom Glück, aber da die Ausrüstung nur ein Teil des Ganzen ist, entsteht nicht so ein Loot-Frust.

Multiplayer

Im Mehrspielerbereich von Deathtrap findet man den Koop- und Versus-Modus. Der Koop-Modus kann mit bis zu vier Spielern gespielt werden und beinhaltet alle Karten und Modi der Einzelspieler-Kampagne, sofern sie freigespielt wurden. Sehr positiv sind die Änderungen, die die Entwickler bei jeder Karte gemacht haben. Je nach Anzahl der Spieler ändert sich nicht nur der Lebensbalken der Monster, sondern auch die Plattformen für Fallen, die Anzahl der Ausgänge und dementsprechend die Laufwege. Die Essenzen werden unter den Spielern aufgeteilt und man kann auch die Fallen der anderen Mitspieler upgraden. Da es sich beim Koop um einen Team-Modus handelt, wäre es schön gewesen, wenn nach dem erfolgreichen Abschließen der Karte eine Statistik über den gemachten Schaden der einzelnen Spieler angezeigt würde.

Um anderen Spielern mal das eigene Können zu zeigen, gibt es neben einer allgemeinen Rangliste auch einen Versus-Modus. Der für zwei Spieler ausgelegte Modus lässt einen Spieler zum Angreifer werden, während der andere den Ausgang in gewohnter Weise mit Fallen und seinem Charakter beschützt. Als Angreifer fliegt man als eine Art Geist über die Karte und kann verschiedene Banner aufstellen, um die Monster zu stärken. Hinzu kann auch die Kontrolle über ein einzelnes Monster übernommen werden. Jedes Monster hat eigene Fähigkeiten, mit denen man seinen Widersacher einheizen kann. Bei dem bisherigen Testen ist mir aufgefallen, dass dieser Modus eher was für Charaktere mit höherem Level ist, da die Stärke der Monster doch recht hoch ist. Der Koop-Modus ist der Hauptbestandteil des Mehrspielerbereiches und bot den meisten Spaß.

Grafik, Sound, Steuerung

Besonders hochauflösende Texturen findet man in Deathtrap nicht, dennoch kann das Spiel eine gute Grafik vorweisen. Auf große Spezialeffekte während des Spieles wurde zum Glück verzichtet, da man so nicht von einem bunten Gewitter von blinkenden Fallen und Effekten erschlagen wird. Das würde auch nicht zum Stil von Deathtrap passen, der einerseits recht düster ist, aber dennoch Farbe und Humor vorweisen kann. NeocoreGames hat beim Design viel Wert auf die Feinheiten gelegt. Besonders bei den Monstern und Fallen findet man viele Details.

Während das Spiel mit deutschen Texten und Interface gespielt werden kann, bleibt die Sprachausgabe in Englisch. Dies ist aber gar kein Problem, weil die Charaktere keine Plappermäuler sind. Die restliche Klangkulisse der Fallen, des Kampfes und des Soundtracks sind stimmig und passen zu Stil.

Bei der Steuerung bietet das Spiel zwei Möglichkeiten: Tastatur mit Maus oder Controller. Beide können je nach Vorliebe ohne Bedenken genutzt werden. Während ich Maus und Tastatur bevorzuge und dort auch die Tasten nach den eigenen Wünschen belegen kann, konnte ich dennoch mit dem Controller ohne Probleme spielen. Die Steuerung ist direkt und zeigt dauerhaft an, welche Taste zu drücken ist, um eine spezielle Fähigkeit auszuführen. Die Tastenbelegung beim Controller lässt sich allerdings nicht anpassen.

Der Map-Editor

Deathtrap bietet einen Map-Editor, dessen Möglichkeiten sich rein auf das Gameplay beschränken. Es können Wege, Eingänge, Ausgänge, Plattformen für Fallen und sogar die Wellen selbst festgelegt werden. Also alles, was man für eine Herausforderung braucht. Doch dabei bleibt es auch. Das eigentlichte Design der Map, um sie „schöner“ zu gestalten, fällt weg. Dafür ist das Erstellen mit dem Editor sehr einfach und für jeden machbar. Da er direkt im Spiel integriert ist, kann man die erstellten Maps auch sofort testen. Es ist ein super Feature, das leider zu selten angeboten wird. Die Karten können dann auch einfach via Steam Workshop geteilt werden.

Fazit zu Deathtrap:

NeocoreGames kann mit Deathtrap erneut überzeugen. Für 20 Euro bekommt man ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Tower-Defense-Action-Rollenspiel, das vor allem im kooperativen Modus punkten kann.

Titel: Deathtrap

Genre: Tower-Defense-Action-RPG

Entwickler: NeocoreGames

Publisher: NeocoreGames

Plattform: PC

Release: 04. Februar 2015

 Silver Award

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