The Incredible Adventures of Van Helsing 3
Im Mai veröffentlichte NeocoreGames den dritten Teil ihrer Action-RPG-Reihe „The Incredible Adventures of Van Helsing“. Damit ist die Trilogie, die 2013 ihren Anfang nahm, vollendet. Alle drei Titel dieser Trilogie sind eigenständige Spiele, die nur durch eine gemeinsame Story verknüpft sind. Ich hatte jetzt die Möglichkeit das Spiel zu testen. Was uns dabei aufgefallen ist, könnt ihr im folgenden Text nachlesen.
Da ich den ersten Teil von Van Helsing bereits testen dürfte, war ich recht erfreut über die Chance, wieder in das dunkle Hack & Slay-Spiel zurück zu kehren. Als Monsterjäger machte ich mich also wieder auf den Weg das Königreich Borgovia und dessen Einwohner zu schützen. In diesem Titel ist Van Helsing hinter seinem erklärten Nemesis her, der Person, die für alles bisher in der Geschichte geschehene verantwortlich ist und im Hintergrund die Strippen zieht. Ich möchte an der Stelle nicht weiter auf die Story eingehen. Es werden zwar ein paar Geheimnisse um die Gefährtin gelüftet sowie über einen Komplott, aber tiefgreifend und umfangreich ist sie nicht.
Das Beste an der Story ist, dass man erneut in den Genuss der sehr gelungen englischen Synchronisation kommt. Alle Charaktere die zu Wort kommen sind glaubwürdig und passen in die Atmosphäre des Spiels. Die Atmosphäre ist weiterhin dunkel geblieben und spielt mit schwarzem Humor. Die Entwickler haben ein gewisses Gefühl für diese Art von Humor. Auch die auf den Karten verteilten Easter-Eggs bringen das ein oder andere Grinsen ins Gesicht. So wird man von einem Charakter vor dem „kommenden Winter“ gewarnt oder man trifft auf eine ältere Dame, die von zwei Geschwistern in ihrem essbaren Haus terrorisiert wurde.
Komme ich jetzt zum Gameplay. Am Anfang des Spiels stehen sechs unterschiedliche Klassen zur Auswahl bereit. Alle Klassen haben ihre eigenen Talente und einen Spielstil. Zwar kann man sie, wie in anderen Spielen, grob in Fern- und Nahkämpfer aufteilen, doch merkt man Unterschiede erst beim Spielen. Leider gibt es bei den Skillbäumen ein starkes Manko, was sich gerade bei den höheren Schwierigkeitsgraden zeigt. Die Maximalstufe des Charakters ist Stufe 30. Die dadurch resultierenden Skillpunkte, die man verteilen kann, sind sehr knapp. In der Aktionsleiste des Spiels bekommt man zwar sehr viele Felder um dort Fähigkeiten zu platzieren und zu nutzen, doch durch den Mangel an Skillpunkten kann man kaum Fähigkeiten verbessern.
Wie angesprochen, spiegelt sich der Mangel an fehlenden Punkten sehr bei einem höheren Schwierigkeitsgrad wieder. Gerade dort muss man die gewählte Fähigkeit mit weiteren Skillpunkten verbessern, damit sie überhaupt effektiv bleibt und Wirkung zeigt. Beim Durchspielen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad konzentrierte ich mich auf die Primär- und Sekundärangriffe. Die Felder mit den Hotkeys 1-6 blieben leer.
Um beim Thema Schwierigkeitsgrad zu bleiben: Es gibt fünf an der Zahl. Diese verändern in gewohnter Weise den Schaden und die Lebenspunkte der Gegner. Hinzu erhöht sich die Droprate von Gegenständen in den höheren Schwierigkeitsgraden. Des Weiteren kann man noch auswählen, ob man einen Hardcore-Charakter spielen möchte. Wenn dieser stirbt, bleibt er tot und man muss neu anfangen. Dieser Hardcore-Modus ist zwar bei allen Schwierigkeitsgraden auswählbar, aber gerade beim letzten Schwierigkeitsgrad (Fearless) scheint es schier unmöglich, ohne zu sterben durch das Spiel zu kommen. Die Stärke der Gegner ist dabei nicht das einzige Hindernis. So gibt es auch Champion-Gegner die weitere Gegner beschwören können, und diese Fähigkeit können sie endlos einsetzen. Ich konnte nicht in Erfahrung bringen, ob dies so gewollt ist, oder ob es sich um einen Fehler im Spiel handelt. Das Problem dabei ist, dass die Gegner schneller beschworen werden, als das man sie töten kann. In einem Level gab es eine kleine Arena, die mich durch diese Mechanik eine Stunde lang beschäftigt hatte, bis der Boss bzw. Beschwörer selbst starb. Die Masse an vorhandenen Gegnern sorgte für massive Probleme bei der Performance.
Ein weiteres Problem ist die KI der eigenen Begleiter. Gerade die Klasee Constructor hat eine Waffenplattform und weitere Begleiter, die wie wild Gegner angreifen und damit besonders fordernde Situation schaffen. Auch Katarina hat seltsame Angewohnheiten, wenn man sie als Tank benutzt. Sie hört zwischenzeitlich einfach auf, auf die Gegner zu hauen und zieht diese weiter zum eigenen Charakter.
Kenner der The Incredible Adventures of Van Helsing-Reihe werden gerade beim zweiten Teil viele der kleinen Spielmechaniken, wie das Tower-Defense-Spiel, Chimera, Sockeln, Trophaen-Sytem und mehr kennen. Diese findet man in einer deutlich abgespeckten Version im dritten Teil wieder. Die Chimera kann zum Beispiel nur noch auf die Jagd geschickt werden und nicht mehr als weiterer Begleiter mitkommen. Der Tower-Defense Teil beschränkt sich auf drei kleine und optionale Levels, die man auch Kämpfern des Widerstands überlassen kann.
Auch das System mit dem Widerstand im geheimen Versteck ist leider nur eine Randerscheinung. Zwar kann man seine Soldaten allgemein durch das Bezahlen von Gold verbessern und sie zwischenzeitlich auf eine Mission schicken, doch haben die Missionen keine wirkliche Auswirkung auf die Spielmechanik. Da man auch kein Goldmangel hat, sind die Soldaten schnell auf höchster Stufe. Wenn dieses Feature irgendeine Management- oder Strategie-Mechanik in das Spiel bringen sollte, konnte ich diese nicht finden.
Des Weiteren findet man immer wieder Kleinigkeiten, die das Gefühl vermitteln, das der Titel irgendwie verfrüht die Entwicklung verlassen hat. Als Beispiel kann man seine Gefährtin Katarina zurück in das Versteck schicken, damit sie Gegenstände verkauft. Dort ist auch weiterhin die Funktion vorhanden, wie in den Vorgängern, das sie neue Heil- und Manatränke mitbringen soll. Doch diese Tränke wurden aus dem Spiel entfernt. Sie werden weder von Gegnern fallen gelassen, noch können sie gekauft werden. Auf der Aktionsleiste findet man die beiden Tränke als Hotkey, und kann diese von dort aus einsetzen. Das Nutzen dieser Tränke oder Tränkefähigkeit ist durch einen Cooldown beschränkt.
Komme ich mal zum Highlight des Spiels, das Level-Design. Sämtliche Gebiete sind den Designern ausgesprochen gut gelungen und sehen super aus. Auch dem Design der Monster und anderen Kreaturen kann Lob ausgesprochen werden. Alle Gegner sind interessant und detailreich gestaltet. Die meisten Details der Figuren im Spiel bekommt man leider erst bei den Artworks im Ladebildschirm zu sehen.
Bevor ich mein Fazit anhänge, möchte ich noch kurz den Mehrspieler-Modus ansprechen. Dort existiert in gewohnter Weise der Koop-Modus für bis zu vier Spieler, in dem die Kampagne gespielt werden kann. Des Weiteren gibt es noch Szenarios in denen bestimmte Aufgaben erledigt werden müssen. Außerdem findet man noch zwei Multiplayer-Modi für bis zu acht Spieler: Einen „Jeder gegen Jeden“-Modus auf einer Map mit feindlich gesinnten Kreaturen und einen Modus, in dem zwei Teams mit jeweils vier Spielern versuchen, einen auf der Karte spawnenden Gegenstand in die gegnerische Basis zu bringen. Um den Mehrspieler-Bereich zu nutzen, sollte man Leute auf der Freundesliste haben, die das Spiel besitzen. In der Lobby findet man gerade mal ein bis zwei Spiele, sonst ist der Teil des Spiels so gut wie ausgestorben. Dadurch war ein Testen der Modi nicht möglich.
Fazit
Während mir die ersten beiden Teile der Reihe viel Spaß bereitet haben, bin ich vom dritten Teil enttäuscht. Bis auf die Gestaltung, wie guten Synchronstimmen und das detailreiche Grafikdesign des Spiels und dessen Figuren, ist das Spiel maximal durchschnittlich. Wenn überall so viel Qualität wäre, wie bei der Gestaltung der Level und Kreaturen, dann wäre es eines der besten Spiele des Jahres gewesen. Leider fühlt sich The Incredible Adventures of Van Helsing 3 wie eine einfache Erweiterung des zweiten Teils, mit abgespeckten Features an. Die Spielzeit für ein einmaliges durchspielen der Kampagne beträgt ca. 15 Stunden.
Titel: The Incredible Adventures of Van Helsing 3
Genre: Action-RPG
Entwickler: NeocoreGames
Publisher: NeocoreGames
Plattform: PC
Release: 22. Mai 2015