Randal’s Monday
Randal Hicks hat ein ausgewachsenes finanzielles Problem: Weil er sein Geld lieber in Alkohol investiert, hat er schon seit drei Monate seine Miete nicht mehr bezahlt, was den Eigentümer endgültig den Geduldsfaden reißen lässt. Und weil Randal es vorzieht nicht auf der Straße zu landen, muss er schnell an Geld kommen. Doch er weiß sich zu helfen, denn der soziopathische Kleptomane hat am Sonntag auf der Verlobungsfeier seines besten Freundes dessen Portemonnaie, mitsamt Verlobungsring, mitgehen lassen. Mangels anderer Möglichkeiten schnell an Geld zu kommen, verhökert Randal schlussendlich den Ring in der nächsten Pfandleihe.
Währenddessen hat sich sein Kumpel Matt das Leben genommen, und da entwickelt selbst Randal so etwas wie ein Gewissen. Praktisch, dass die Geschichte, die Matt ihm über den Ring erzählt hat, offenbar stimmt. Denn weil der Ring verflucht ist, erlebt Randal denselben Tag nun wieder und wieder, während er versucht, den Ring wieder zurückzubekommen.
Das kenne ich doch
In Randal’s Monday müssen wir in klassischer Point & Click-Manier diverse Rätsel lösen, dutzende von Gesprächen führen, und entdecken überall Anspielungen auf bekannte Bücher, Filme, Comics und Computerspiele. Randal’s Monday ist ein Spiel von, für und mit Nerds, das allerdings so einige Schwächen hat. Die spanischen Entwickler von Nexus Game Studios haben sich vorgenommen aus dem Spiel nicht nur die möglicherweise größte Sammlung an Popkultur Referenzen zu erschaffen, sondern es soll auch eine Hommage an die Old-School-Adventures sein. Doch bei beiden Punkten ist man leider über das Ziel hinausgeschossen.
Referenzen zur Popkultur finden sich im Spiel einfach überall. Doch längst nicht alle sind geschickt in das Spiel und seine Geschichte eingebaut. Randal’s Monday möchte mit diesem Stilmittel ja unterhalten, nutze es allerdings so inflationär, dass der Witz daran sich irgendwann totläuft. Nicht nur, dass ich in jedem Bildschirm irgendwo Poster mit Motiv X aus Film/Buch/Spiel Y habe, auch in den Gesprächen gibt es immer wieder Referenzen, die dort leider auch nicht sehr viel geschickter genutzt werden.
Viele Gespräche wirken künstlich in die Länge gezogen, damit noch die eine oder andere Referenz oder ein Zitat eingebaut werden können. Auch wenn es durchaus unterhaltsam ist, wenn Randal seinem Vermieter oder Chef gegenüber versucht klarzumachen, wieso er nun wiederholt zu spät kommt oder zu spät seine Miete zahlt. Er hat leider zu häufig kaum etwas beizutragen, außer mal mehr mal weniger kreativen ausreden und ebenso unterschiedlich direkten Beleidigungen seiner jeweiligen Gesprächspartner. Dabei trägt er seine Sätze in einem Tonfall vor, der zu gleichen Teilen genervt und gelangweilt klingt.
Randal ist ein unsympathischer Psychopath, und leider nicht mal einer der sonderlich lustig ist. Er hat eigentlich nur seine mehr oder weniger direkten Beleidigungen, die er leider ähnlich inflationär nutzt wie das Spiel Referenzen zur Popkultur.
Löse das Rätsel
Kommen wir zu den Rätseln, dem Herzstück eines jeden Adventures. Und hier schenkt Randal’s Monday den Spielern nichts. Es ist häufig sehr schwer, und weil die Lösungen teils so absurd sind, dass man beim Lösen viel zu häufig die letzte Waffe ziehen muss: Kombiniere einfach auf gut Glück jedes Item mit einem anderen Item. Oder man wirft einen Blick in die im Spiel enthaltene Komplettlösung und schaut, was der nächste Schritt zur Lösung nun ist. Moderne Adventures versuchen ihre Spieler ja zumeist mit einer überschaubaren Anzahl an gleichzeitig zugänglichen Orten, Objekten und Gesprächspartnern davor zu bewahren, ein Rätsel durch pures ausprobieren lösen zu müssen. Hier ist das genaue Gegenteil der Fall. Ein etwas fummeliges Inventar, das als Comic daherkommt, füllt sich schnell mit vielen Gegenständen, die dort auch teils sehr lange bleiben, bis sie mal irgendeinen Sinn bekommen.
Im Verlauf des Spiels kommen auch immer mehr neue Orte in der Stadt hinzu, an denen man nach etwas suchen kann, das einem bei der Lösung hilft. So kann es sein, dass nach einem bestimmten Ereignis auf einmal irgendwo ein Bauarbeiter auftaucht, der Hydranten anmalt. Muss er auch, weil man braucht für das aktuelle Rätsel rote Farbe. So ist es manchmal nötig einfach nochmal alle bekannten (und schon zum x-ten Mal besuchten) Orte noch einmal abklappern, in der Hoffnung, dass sich etwas verändert hat oder einer den NPCs nun etwas Hilfreiches beisteuern kann. Am Ende ist zu oft des Rätsels Lösung pure Fleißarbeit, und weniger abstraktes Denken oder ein gutes Gedächtnis ist von Nöten.
Abschließend noch ein paar Worte zur Grafik und zu dem Sound: Randal’s Monday sieht optisch aus wie ein Comic, was passend ist und auch sehr gut aussieht. Die Mimik der Figuren hätten allerdings etwas mehr Beachtung bekommen können. Leider ist die deutsche Synchronisation weniger gut gelungen und erreicht nicht die Qualität, wie wir sie sonst von den Spielen kennen, die Publisher Daedalic Entertainment auf den Markt gebracht hat. Eine deutlich bessere Figur macht hingegen die englische Sprachausgabe.
Fazit:
Randal’s Monday hat eigentlich die nötigen Zutaten zu einem guten Spiel: Eine interessante Geschichte, mit einem noch relativ unverbrauchten Setting. Doch möchte der spanische Entwickler damit einen Old-School-Titel erschaffen, und ob das gelingt, wird jeder möglicherweise anderes beurteilen, je nachdem, was er sich unter diesem Begriff vorstellt. Wer jedoch nicht unbedingt ein Fan von zu schweren Rätseln ist, der wird mit diesem Spiel wohl keinen großen Spaß haben. Zu häufig wiederholt sich nicht nur der Montag, sondern auch die Stilmittel, mit denen hier für Unterhaltung gesorgt werden soll. Was zwar möglicherweise nicht auf die mangelnde Erfahrung des spanischen Entwicklers zurückzuführen ist, sondern tatsächlich nur konsequent ist, wenn man eine Geschichte zu Grunde legt, bei der sich ständig etwas wiederholt.
Die meisten der Referenzen auf die Popkultur betreffen bekannte Titel, Bücher, Comics oder Filme, sodass auch jemand, der sich nicht als Nerd bezeichnet, nicht ständig über etwas stolpert, das ihm völlig unbekannt ist. Doch um mit diesem Spiel etwas anfangen zu können sollte man dem Geektum zumindest nicht abgeneigt gegenüberstehen. Die wohl entscheidenderer Frage ist hier: Was erwartet ich von einem Old-School Adventure, und wie gut kann ich über die Mängel in der Erzählweise dieser eigentlich ganz interessanten Geschichte hinwegsehen?
Titel: Randal’s Monday
Genre: Point-and-Click Adventure
Entwickler: Nexus Game Studios
Publisher: Daedalic Entertainment
Empfehlung: USK 16
Plattform: PC
Release: 12. November 2014