Dragon Age: Inquisition – Review
Nachdem Dragon Age Origins hoch gelobt und Dragon Age 2 in der Luft zerrissen wurde, wagte sich Bioware an einen dritten Teil der Dragon Age-Reihe. Die Kritiken von Spielern und Journalisten sollten berücksichtigt werden und ein Dragon Age geschaffen werden, wie noch keines zuvor da war.
In Dragon Age Inquisition seid ihr kein Champion oder eines der letzten Mitglieder eines Elite-Ordens (sprich: Die grauen Wächter), sondern zunächst einmal ein Verbrecher. Zumindest glauben das alle. Bei einem Konklave, organisiert von der Kirche, zwischen sich im Krieg befindlichen Magiern und Templern, soll wieder eine Ordnung zwischen beiden Fronten hergestellt werden. Ihr seid dort, je nach Rasse und Klasse, als Aufpasser, Spion oder Teil der Verhandlungen. Doch dann geht etwas schief und eine Detonation reißt ein großes Loch zur Welt der Dämonen. Dabei sterben alle, bis auf euer Charakter.
Bekannte Gesichter
Man kann es den „Sicherheitsbeamten“ also nicht krumm nehmen, dass sie in euch den schuldigen für das Unglück sehen. Seither tragt ihr außerdem ein Mal an der Hand, das euch nicht gerade entlastet. Ihr werdet dabei übrigens von einer alten Bekannten ausgefragt: Cassandra Pentaghast, die bereits im zweiten Teil den Geschichtenerzähler Varric zu Hawke interviewt. Dann stellen sich jedoch gleich zwei weitere alte Bekannte auf eure Seite: Der Elfenmagier Solas glaubt, dass das Mal an eurer Hand die entstandenen Risse zum Nichts schließen können. Mit dieser Argumentation überzeugt Leliana die Sucherin Cassandra, euch aus dem Verlies zu lassen. Ein freudiges Wiedersehen also, in gewisser Weise, mit bekannten Charakteren. Varric trefft ihr übrigens auch nach nur kurzer Zeit und er schließt sich euch an.
Nachdem ihr letztlich den großen Riss ins Nichts jedoch nicht schließen konntet, geht es erst richtig los und Cassandra ruft die Inquisition aus und bittet euch darum, diese anzuführen. Vom Verbrecher zum Heiland in nur wenigen Stunden. Der Aufstieg ist nicht übel.
Ihr sucht also fortan nach Verbündeten, Unterstützung für eure Truppen und vor allem nach einer Möglichkeit, die Verbindung ins Nichts zu kappen. Dafür erkundet ihr mehrere Gebiete in ganz Thedas und schickt eure Vertrauten auf eigene kleine Missionen. Jeder Einsatz eurer Verbündeten kostet Macht, die ihr euch in den Gebieten durch das Erfüllen von Quests verdienen könnt.
Viel zu viel zu Entdecken
Die Gebiete sind riesig und meist für eine recht breite Spanne im Level spielbar. So gibt es gleich in der ersten Gegend rund um Redcliffe mehrere Gegner mit Level acht und noch höher, die ihr erst bei einem späteren Besuch besiegen könnt. Dementsprechend bleiben bestimmte Gebiete vorübergehend auch für euch Tabu.
Nebenquests findet ihr übrigens an allen Ecken und Enden. Mal liegt irgendwo ein Brief rum, mal bittet eine Witwe um eure Hilfe oder ihr schreitet in einen Kampf zwischen zwei sich bekriegenden Fraktionen und bekommt dann einen Auftrag der nahen Dorfbewohner. So sammeln sich die Nebenquests quasi von selbst an und ihr kommt kaum hinterher, diese zu erledigen. Glücklicherweise ist euer Questlogbuch sehr übersichtlich und ihr lasst euch auf der Karte immer nur einen eurer Aufträge anzeigen. So verliert ihr euch nicht zwischen den ganzen Quests und kommt trotz der großen Anzahl recht gut voran.
Die Art und Weise der Aufgaben sind dabei sehr unterschiedlich. Vom Aufstöbern von Verstecken über das Jagen von Tieren bis hin zu Rätselaufgaben ist so ziemlich alles dabei. Teilweise müsst ihr sogar wieder zurück zu eurem Hauptstützpunkt und eure Verbündeten losschicken, damit sie zum Beispiel etwas aufbauen oder eine erkundete Rohstoffader abbauen.
Do it yourself: Rüstungen und Waffen
Wo wir schon bei den Rohstoffen sind: Dragon Age Inquisition hat ein ausgeklügeltes Crafting-System integriert. Ihr könnt nun nicht nur eure eigenen Waffen und Rüstungen erstellen, sondern diese auch je nach gesammelten oder gekauften Materialien für euch anpassen. Es macht einen großen Unterschied, ob ihr nun Hundsleder, Ziegenleder oder einen Karostoff nutzt, um eurem Magier eine neue Robe zusammenzubauen. Entsprechend ändern sich die Boni und Eigenschaften der Gegenstände.
Beim Kampfsystem hat Bioware einen Kompromiss für Consoleros und PC-Gamer geschlossen. Die Action-Sicht aus dem zweiten Teil ist geblieben und die Taktiksicht aus dem ersten Teil sollte wieder kommen. So zumindest der Wunsch der Spieler, dem die Entwickler auch gefolgt sind. Zum Anfang war die Taktiksicht auf dem PC allerdings ziemlich lächerlich und hundert Prozent für Konsole optimiert. Der taktische Cursor wurde mit den Pfeiltasten gesteuert, Hindernisse mussten umfahren werden und jedes Mal, wenn ihr einen anderen Charakter ausgewählt habt, ist die Kamera direkt auf ihn gesprungen. Warum „zum Anfang“? Nun, es gab mittlerweile einen Patch, der den Taktikmodus näher an den aus dem ersten Teil herangerückt hat. Vermutlich hat Bioware auch hier wieder auf die Fans gehört, die einen vernünftigen Taktikmodus haben wollten. Verständlich.
Ich könnte euch jetzt vermutlich noch das ein oder andere über die schicke Grafik, die tollen Animationen und Effekte bei Zaubern erzählen. Mache ich aber nicht, da ich keine Grafikhure bin und solcherlei grafischen Dinge bei meiner Betrachtung eher so im Hintergrund stehen.
Blasse Begleiter, vorhersehbare Story?
Dragon Age Inquisition hat mich recht schnell in seinen Bann gezogen. Bislang erscheint die Geschichte zwar relativ vorhersehbar. Aber wenn ich eines von Dragon Age Origins gelernt habe, dann, dass nichts so einfach ist, wie es scheint. Ich muss zugeben, dass ich gefühlt noch nicht besonders weit gekommen bin in der Story (das ist den zahlreichen Nebenquests geschuldet), aber bislang verspricht sie doch einiges. Was bisher aber leider auffällt, ist, dass die Begleiter und Nebencharaktere vergleichsweise blass bleiben. Zwar unterhalten sie sich unterwegs auch miteinander (Mass Effects Aufzuggespräche lassen grüßen), nehmen aber sonst bislang wenig Anteil am Geschehen und euren Entscheidungen. Ein Großteil der Charaktere profitiert davon, dass man sie aus Teil eins und zwei der Reihe kennt. Ich hoffe, dass hier im Verlauf der Story noch mehr passiert.
Auf den Mehrspielermodus des Spiels gehe ich nur kurz ein, da dieser vielmehr als Bonus zu sehen ist. Er ist nicht wirklich wichtig und notwendig, aber schön gelöst. Ihr steuert einen Streiter der Inquisition gemeinsam mit mehreren anderen Spielern durch einen Dungeon und kämpft euch so durch die Gegnerhorden. Also anders als bei Mass Effect 3 seid ihr nicht in der Defensive sondern in der Offensive. Ein klassischer kleiner Dungeon Crawler im Universum von Dragon Age und im Multiplayer also. Unterhaltsam und passend eingefügt.
Fazit:
Alles in allem ist Dragon Age Inquisition durchaus ein wirklich guter Anwärter auf den Titel RPG des Jahres, falls die Story das hält, was sie zu versprechen scheint. Das Gameplay und die Welt sind definitiv prämierungswürdig. Wir werden sehen, was sich hier noch tut.
Titel: Dragon Age Inquisition
Genre: Rollenspiel
Entwickler: BioWare
Publisher: Electronic Arts
Empfehlung: USK 16
Plattform: PC, PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360
Release: 20. November 2014
Felix Mohring ist Chefredakteur unserer Partnerwebseite NonPlayableCharacters, die sich auf Rollenspiele und benachbarte Medien spezialisiert haben. Dort dürft ihr Dragon Age Inquisition aus der Sicht des Inquisitors erleben.